Pressemitteilung

Anmietungen im Einzelhandel legen im ersten Halbjahr deutlich zu

Lieferdienste Gorillas, Flink und Bring sorgen für zahlreiche Abschlüsse

28. Juli 2021

FRANKFURT, 28. Juli 2021 – Der deutsche Einzelhandelsvermietungsmarkt kommt mit starken Signalen aus dem fast fünfmonatigen Lockdown im ersten Halbjahr 2021: Mit einem Halbjahresergebnis von 211.000 m² bei 450 Einzelanmietungen hat der Flächenumsatz um rund elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Bei der Anzahl der Deals steht sogar ein Plus von 17 Prozent, so der JLL-Einzelhandelsmarktüberblick. „Der Handel zeigt, dass er lebendig und innovativ ist und seine Stärken gegenüber dem E-Commerce gezielt ausspielen will, um die Menschen mit Genuss und Unterhaltung in die Einkaufsstraßen zu locken“, sagt Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany.

Knapp ein Drittel vom Flächengesamtumsatz entfällt mit 66.000 m² auf die Big-10-Standorte. Positiv stachen vor allem Berlin (17.100 m²) und Düsseldorf (13.500 m²) heraus. In der Hauptstadt entfielen rund 11.000 m² auf großflächige Vermietungen mit mehr als 1.000 m², in Düsseldorf sorgte die Interimsvermietung der ehemaligen Kaufhoffläche mit über 8.000 m² für den Löwenanteil. Frankfurt (7.800 m²) verzeichnete mit 15 Vermietungen eine Wiederbelebung der Nachfrage, unter anderem mit dem internationalen Neuzugang Canada Goose. Die Outdoormarke eröffnete ihren zweiten deutschen Flagshipstore nach Berlin. Auch für die Bayernmetropole München (7.200 m ²) verlief das erste Halbjahr 2021 deutlich besser als im Vorjahr. So trugen einige Vermietungen in den Stachus Passagen und im Hofstatt Quartier zum positiven Ergebnis bei.

„Wir sehen zunehmend, dass stationärer und Online-Handel Synergien nutzen, anstatt in Opposition zu einander zu stehen. Neben den großen Ketten haben auch viele kleinere Händler ihre digitalen Hausaufgaben gemacht und sind nun auch online präsent, was vielen durch den Lockdown geholfen hat“, analysiert Dirk Wichner. Neben Click & Collect haben sich auch Online-Plattformen weiter etabliert. Mittlerweile sind fast 45 Prozent der stationären Händler im Internet vertreten. „Viele setzen dabei auf Online-Marktplätze, was den Vorteil hat, dass sie ihre Waren im Internet verkaufen zu können, ohne einen eigenen Shop aufbauen zu müssen“, beschreibt Wichner. Insgesamt lag 2020 der Umsatz im Onlinehandel deutschlandweit bei 73 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 23 Prozent im Jahresvergleich entspricht.

Lebensmittellieferanten sehen Nachholeffekte auf dem deutschen Markt

Besonders viel Aufmerksamkeit zog dabei der Q-Commerce auf sich – Online-Lieferdienste mit besonders schneller Auslieferung. Bekannteste Beispiele sind Gorillas, Flink oder Bring. Sie expandieren auch massiv in den innerstädtischen Randlagen und setzen dabei auf schon länger freigewordene Handelsflächen, die sie als Verteilzentrum nutzen. Allein Flink und Gorillas verzeichneten im ersten Halbjahr 25 Anmietungen in zentralen Innenstadt- und Stadtteillagen. „Da Deutschland bei Lebensmittellieferungen im europäischen Vergleich eher als Nachzügler gilt, stehen bereits internationale Player wie Getir, Wolt oder Knuspr in den Startlöchern, um sich ebenfalls auf dem deutschen Markt Fuß zu etablieren“, zieht Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany, den Vergleich mit anderen Ländern und deren Märkten.

Derweil liefern sich Textil- und Gastronomie/Food im Branchenvergleich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ganz knapp vorne ist der Textilsektor mit 54.800 m². Vor allem die Bekleidungshäuser Sinn und P&C trugen hier zum guten Ergebnis bei. Knapp dahinter folgt die Gastronomie- und Food-Branche mit 54.600 m², die im vergangenen Jahr beim Flächenumsatz noch durchgängig an der Spitze lag. Die größten Flächenabnehmer (38.000 m²) waren erneut die Lebensmittelanbieter, unter denen Aldi mit acht Anmietungen am expansivsten agierte.

„Bei den Spitzenmieten sehen wir nach vielen Jahren auf konstant hohem Niveau eine teilweise Konsolidierung. Das bietet wieder mehr Optionen für individuelle Konzepte in den Toplagen, was die Innenstädte letztlich bunter und attraktiver macht“, sagt Scheunemann, „Zugleich beobachten wir aber, dass das Investoreninteresse an Handelsimmobilien in Toplagen unvermindert hoch ist. Die Spitzenrenditen liegen je nach Standort unvermindert zwischen 2,4 und 3,7 Prozent.“

Deutschlandweit gaben die Spitzenmieten im ersten Halbjahr 2021 unter dem Eindruck der Pandemie um 4,7 Prozent nach. Auch in den Klein- und Mittelstädten liegen die Mietpreise im Schnitt 4,5 Prozent unter denen der zum Jahrsende 2020 registrierten Werte. Für die zweite Jahreshälfte wird für die Big 10 mit konstanten Spitzenmieten gerechnet. „Viel wird davon abhängen, wie schnell sich die Besucherfrequenzen in den Innenstädten erholen werden. Gerade in den Metropolen kommt es auf die Rückkehr der Shopping-Touristen aus dem In- und Ausland an“, gibt Dirk Wichner einen Ausblick.


Über JLL

JLL (NYSE: JLL) ist ein führendes Dienstleistungs-, Beratungs- und Investment-Management-Unternehmen im Immobilienbereich. JLL gestaltet die Immobilien-Zukunft im Sinne der Nachhaltigkeit und nutzt dabei fortschrittliche Technologien, um Kunden, Mitarbeitern und Partnern werthaltige Chancen, nachhaltige Lösungen und eine zeitgemäße Arbeitsplatzgestaltung zu bieten. Das „Fortune 500“ Unternehmen mit einem Jahresumsatz 2020 von 16,6 Mrd. USD ist Ende Juni 2021 in über 80 Ländern mit weltweit mehr als 92.000 Beschäftigten tätig. JLL ist der Markenname und ein eingetragenes Markenzeichen von Jones Lang LaSalle Incorporated. Weitere Informationen finden Sie unter http://jll.de