Covid-19: Konsolidierung verändert die Ausrichtung von Flex Space

Rasantes Wachstum der Branche wird durch Pandemie weltweit ausgebremst

12. August 2020

FRANKFURT, 12. August 2020 – Die Auswirkungen von Covid-19 werden die Flexible-Office-Space-Branche deutlich verändern, jedoch nicht zu einem nachhaltigen Nachfragerückgang führen. Zu diesem Schluss kommt die internationale JLL-Studie „The impact of Covid-19 on flexible space“. Das Arbeiten in flexiblen Flächen wird eine andere Form annehmen als bislang gekannt. Jedoch wird der Bedarf auch nach der Pandemie weiter wachsen, da Unternehmen und Investoren gleichermaßen mit dem zunehmenden Wunsch nach Flexibilität seitens der Mitarbeiter konfrontiert werden. Die JLL-Studie kommt daher zu dem Fazit, dass bis 2030 rund 30 Prozent aller Büroflächen flexibel genutzt werden.

Stephan Leimbach, Head of Office Leasing JLL Germany: „Selbstverständlich hat die Pandemie zu einem Einbruch in der Nachfrage von Flex-Flächen geführt. Das spüren vor allem Betreiber, die auf echtes Coworking setzen und deren Kundschaft vor allem aus Freiberuflern und kleinen Unternehmen besteht. Diese haben typischerweise kurzfristige Verträge und können damit schnell auf wirtschaftliche Schwierigkeiten reagieren. Gerade die bekannten, großen Hybrid-Anbieter profitieren hingegen davon, dass sie oft mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit großen Unternehmen und Flächenkontingenten erzielen, die mit Laufzeiten von bis zu 24 Monaten vermietet sind. Das federt das Risiko ab.“ Deutliche Einbrüche verspüren aber auch die großen Coworking-Spaces, die vor der Pandemie bis zu einem Drittel ihres Umsatzes mit Events gemacht haben. „Sollte der Markt für Veranstaltungen wieder anlaufen, haben gerade Flex Space Anbieter gute Chancen, da Unternehmen die umfangreichen Vorkehrungen lieber auslagern werden, anstatt in den eigenen Räumen selbst die Verantwortung zu übernehmen“, sagt Leimbach.

Flex Space hat sich in globalen Metropolen zur Wachstumssäule entwickelt

Der globale Markt für flexible Flächen ist seit 2014 um durchschnittlich 25 Prozent pro Jahr gewachsen. Die 20 größten Märkte weltweit kommen zusammen auf einen Flex-Bestand von rund 19 Mio. Quadratmeter. Im vergangenen Jahr erreichte Flex Space in den wichtigsten Metropolen einen Anteil von zehn bis 20 Prozent der Neuanmietungen und entwickelte sich so von einem marginalen Geschäftsbereich zu einer wichtigen Wachstumssäule.

Dieses rasante Wachstum verlangsamte sich im vierten Quartal 2019, als WeWork seine Expansion drosselte und sich auf die Optimierung seines Bestands konzentrierte. Darüber hinaus verlangsamte sich der Einstieg neuer Flex Space Unternehmen, da die Finanzierung schwieriger wurde. Die Vermietungsaktivitäten für flexible Flächen gingen im vierten Quartal 2019 im Vergleich zu 2018 um rund 50 Prozent zurück. Im ersten Quartal 2020 bremste der Beginn der globalen COVID-19-Pandemie die Aktivitäten für flexible Flächen weiter. Das spürten vor allem Metropolen, die bislang eine sehr hohe Dynamik hatten: In New York ging die flexible Flächenvermietung im Jahresvergleich um 84 Prozent zurück. Die Aktivitäten in Central London und Paris reduzierten sich im Vergleich zum ersten Quartal 2019 um 83 Prozent beziehungsweise 52 Prozent. Hongkong verbuchte ein Minus von 44 Prozent, während in Shanghai im ersten Quartal 2020 keine flexiblen Büroflächen angemietet wurden. „Was wir weltweit erleben, ist weniger ein Einbruch der Branche, sondern vielmehr eine Konsolidierung im Markt, die nach dem sehr rasanten Wachstum der vergangenen Jahre von vielen erwartet wurde“, interpretiert Leimbach die Zahlen. Er geht davon aus, dass einige Unternehmen gestärkt aus dieser Phase hervorgehen und frei werdende Flächen schwächerer Konkurrenten übernehmen werden.

Flex Space Offices sind für Unternehmen ein Mittel kurzfristiger Liquiditätssicherung

Großen Einfluss auf die künftige Entwicklung der Branche wird das Verhalten der Unternehmen und deren Bürostrategien nach der Corona-Pandemie haben. Weil sie Liquidität sichern und Rücklagen schonen wollen, werden viele Organisationen zunächst nicht bereit sind, langfristige Mietverpflichtungen zu übernehmen und sich zu großen Investitionsprojekten zu verpflichten. Dadurch könnten sie sich eher für vorgefertigte Flächen mit flexiblen Mietverträgen entscheiden.

„Auch wenn Remote Working und Home-Office gut funktioniert haben, ist es für viele Firmen effektiver, wenn die Teams räumlich zusammenarbeiten. Dafür brauchen sie derzeit aber mehr Platz, um die Sicherheitsabstände einzuhalten. Dadurch werden vielleicht mehr Team- und Projekträume benötigt, als das eigene Büro hergibt“, skizziert Leimbach. Er sieht darin aber nicht nur einen vorübergehenden Zustand, sondern einen Paradigmenwechsel: „Die kommenden Monate werden kulturbildend für das zukünftige Arbeiten in Büros sein. Über Jahrzehnte waren Arbeitnehmer oft nur traditionelle Büros gewohnt, nun kam mit dem Home-Office die erste Zäsur. Flex Space könnte daneben ein weiteres Standbein werden. Und das Erleben von modernen Flex Space Flächen dürfte Phantasie, Wohlbefinden und Erwartungen an die Arbeitsumgebung weiter verändern. Das setzt auch die Arbeitgeber unter zusätzlichen Druck, moderne und sogar inspirierende Flächen zu bieten“, prognostiziert Leimbach mit Blick auf agile Arbeitsmodelle.

„White Label Coworking“ überschüssiger Flächen wird perspektivisch Schub erfahren

Mit dieser Entwicklung wird auch das sogenannte White Label Coworking einen weiteren Schub erhalten. Ein Modell, bei dem ein Unternehmen überschüssige Fläche in Coworking für Dritte umwandelt und diese durch einen Spezialisten managen lässt. „Für den Eigentümer oder Mieter der Fläche kommen hier zwei Aspekte zusammen: Zum einen bleibt die Fläche weiterhin unter seiner vollen Kontrolle, zum anderen kann er das fehlende Know-how für den Betrieb von Flex Space einkaufen, ohne es selbst aufbauen zu müssen.“


Über JLL

JLL (NYSE: JLL) ist ein führendes Dienstleistungs-, Beratungs- und Investment-Management-Unternehmen im Immobilienbereich. JLL gestaltet die Immobilien-Zukunft im Sinne der Nachhaltigkeit und nutzt dabei fortschrittliche Technologien, um Kunden, Mitarbeitern und Partnern werthaltige Chancen, nachhaltige Lösungen und eine zeitgemäße Arbeitsplatzgestaltung zu bieten. Das „Fortune 500“ Unternehmen mit einem Jahresumsatz 2019 von 18 Mrd. USD ist Ende Juni 2020 in über 80 Ländern mit weltweit knapp 93.000 Beschäftigten tätig. JLL ist der Markenname und ein eingetragenes Markenzeichen von Jones Lang LaSalle Incorporated. Weitere Informationen finden Sie unter http://jll.de