Hochwertige Büroimmobilien kommen gestärkt durch die Pandemie
Die Arbeitswelt findet langsam wieder zur Normalität zurück. Das Büro als Arbeitsort ist nicht verschwunden, aber in Zukunft könnte die Qualität für Mieter wie Investoren eine noch größere Rolle spielen.
Mitte 2020 war die Arbeitswelt noch ganz mit der Verarbeitung des ersten Corona-Schocks beschäftigt. Das traditionelle Verständnis des Arbeitsplatzes stand auf dem Prüfstand. Homeoffice und Remote Working waren vielerorts die neue Normalität – schon wurde das Ende des Büros ausgerufen. Und rund ein Jahr mit erheblichen Covid 19-Einschränkungen später? Der Ermüdungseffekt ist bei den Beschäftigten und Unternehmen längst spürbar. Das Leben zwischen Videokonferenz und Küchentisch erscheint bei weitem nicht mehr so erstrebenswert, wie es einmal den Anschein hatte – für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber gleichermaßen.
„Homeoffice ist eine attraktive Option, wenn sie freiwillig in Anspruch genommen werden kann. Die vergangenen Monate haben aber vielen Beschäftigten klar gemacht, wie schnell die Arbeit von Zuhause zur Belastung wird, wenn es plötzlich nicht mehr anders geht“, so Stephan Leimbach, JLL Head of Office Leasing Germany.
Auch nach der Pandemie dürfte das Büro und damit die Büroimmobilie also eine gesicherte Zukunft haben. Auf welchem Niveau, das wird vor allem von der gesamtwirtschaftlichen Erholung und der Resilienz der verschiedenen Standorte abhängen. Die Stadt, die in der Vorstellung der Deutschen wohl als die Bürostadt schlechthin gelten dürfte, ist Frankfurt am Main. Die Mainmetropole soll hier also als Beispiel dafür dienen, welche Entwicklungen der Assetklasse Office in der näheren Zukunft bevorstehen könnten.
Leerstand bleibt auf niedrigem Niveau
Schon der erste Blick auf die Leerstände zeigt: Die Nachricht vom Ableben des Büros war voreilig. Tatsächlich ist man in Frankfurt weit entfernt von leerstehenden Office-Immobilien und dabei liegt die Stadt unter den deutschen Big 7-Standorten bereits am oberen Ende der Leerstandsquoten. Im ersten Quartal 2021 erreichte der Wert 6,3 Prozent, nur 0,5 Prozentpunkte mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Und weit von einer Größenordnung entfernt, die für einen bevorstehenden Einbruch der Bürospitzenmiete sprechen würde – die blieb während des Pandemieverlaufs entsprechend stabil bei 41,50 Euro/m2.
„Die Pandemie hat aber die Selbstverständlichkeiten von Büroflächen infrage gestellt. Das Büro muss sich in Zukunft gegenüber anderen Arbeitsorten beweisen und technisch, aber auch in der Qualität der Arbeitsumgebung, ein hohes Niveau erreichen. Andernfalls wird es schwer werden, Mitarbeiter motiviert zurück in die Unternehmen zu bekommen“, glaubt Leimbach.
Nachfrageüberhang könnte sich sogar verschärfen
Solche Flächen auf dem Markt zu finden könnte aber eine echte Herausforderung werden, denn viele Projektentwickler haben 2020 zögerlich agiert, was zu deutlichen Nachholeffekten führen dürfte und den Nachfrageüberhang weiter verschärfen wird. „Für Immobilieninvestoren ist das eine gute Nachricht, denn vor allem hochwertige Objekte werden weiterhin gut vermietbar sein. Viele Unternehmen haben im vergangenen Jahr wichtige Umzugsentscheidungen zurückgestellt und müssen nun angesichts einer bevorstehenden gesamtwirtschaftlichen Erholung dringend handeln. Die aktuelle Herausforderung für Investoren ist also nicht der Leerstand, sondern vielmehr der Wettbewerb um die knappen Produkte“, bewertet Manuel Backfisch, JLL Senior Team Leader Office Investment Frankfurt, die derzeitige Marktlage.
Bleibt nach der Pandemie also alles beim Alten auf den Büromärkten? Eine abschließende Prognose ist noch schwer zu treffen. Remote Working wird sicher nicht wieder verschwinden, aber ebenso wird das Büro seinen Platz in der Arbeitswelt behalten. „Allerdings wird nicht jede Fläche mit den neuen Anforderungen mithalten können, die Frage der Qualität rückt noch stärker in den Mittelpunkt“, so Leimbach. „Für das Büroinvestment sind das aber keineswegs schlechte Nachrichten, denn die Nachfrage nach hochwertigen Objekten, die den Ansprüchen von New Work und jetzt auch Nachhaltigkeit entsprechen, wird weitere Investitionsdynamik in die Assetklasse bringen“, ergänzt Backfisch.