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Grüne Welle für nachhaltige Lagerhallen

Der Logistik-Sektor ist gefragt, nachhaltiger zu werden. Das betrifft Immobilien wie Lagerhallen. Ihre CO2-Bilanz bietet noch viel Potenzial für Verbesserung.

16. Oktober 2020

Die Logistikbranche ist gefordert, auf die Zunahme und Verschärfung der klimabezogenen Regulierung zu reagieren. Aber nicht nur die Vorschriften zeigen ihre Wirkung, auch steigende Rohstoff- und Energiepreise oder ein neues Nachfrageverhalten der Konsumenten werden im Logistiksektor spürbar.

Entsprechend wird der Bedarf an nachhaltigen Lagerhallen in den kommenden fünf bis zehn Jahren deutlich steigen, darunter zunehmend Net-Zero-Immobilien. "Einem Großteil unserer internationalen Kunden ist die Reduzierung der CO2-Emissionen inzwischen sehr wichtig", erklärt Frank Weber, Head of Industrial Agency JLL Germany. So haben sich bereits mehr als 900 Unternehmen der "Science Based Targets"-Initiative angeschlossen. Dahinter steht die Verpflichtung, sich innerhalb der kommenden beiden Jahre ein wissenschaftsbasiertes Klimaziel zu setzen, das im Einklang mit dem Pariser Abkommen steht.

Viele Optionen für nachhaltige Logistikimmobilien

In der Logistik macht der Energieverbrauch von Immobilien einen vergleichsweise geringen Teil aus. Doch auch der sollte nicht vernachlässigt werden, zumal für Gebäude eine große Palette klimaschonender Maßnahmen zur Verfügung steht. "So bieten Projektentwickler beispielsweise im Rahmen der finanziell und wirtschaftlich vertretbaren Spielräume zunehmend intelligente ökologische Projekte an, etwa mit Dach- und Fassadenbegrünungen, Photovoltaik, Artenschutz, Geothermie, Elektro- oder LNG-Tankstellen und Wasserkreisläufe."

Das Potenzial für klimaschonende Logistikimmobilien ist dabei erheblich. Laut BREEAM, dem Marktführer für Nachhaltigkeitszertifikate in Europa, sind zwischen 2008 und 2018 europaweit (inkl. UK) erst 2.200 Gebäude zertifiziert worden. 88 Prozent davon waren Neubauten. Allerdings ist zu bedenken, dass nicht alle nachhaltigen Gebäude auch über ein Zertifikat verfügen oder das manche noch auf die entsprechende Zertifizierung warten. In Deutschland beispielsweise ist für das Logistikzentrum von L’Oreal im baden-württembergischen Muggensturm eine Zertifizierung nach DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) Gold-Standard vorgesehen.

Sinkende Betriebskosten rechtfertigen Investition

Was bedeutet die grüne Welle aber für die Nutzer? „Mitunter mehr Miete, schließlich müssen Investitionen in die Nachhaltigkeit bezahlt werden - aber vor allem weniger Kosten“, sagt Weber. So sind die Betriebskosten in den ersten zwölf Monaten eines neuen Green Buildings laut einer Studie von Dodge Data & Analytics 8 Prozent niedriger als bei herkömmlichen Gebäuden. Über fünf Jahre sind es sogar 14 Prozent weniger. Laut jüngster Studie haben sich die grünen Investitionen nach sieben Jahren amortisiert.

Auch die Menschen, die in den Lagerhallen arbeiten, profitieren vom neuen Nachhaltigkeitsbekenntnis, denn das schließt immer mehr auch Aspekte außerhalb klassischer Umweltschutzanliegen ein. Dahinter steht nicht zuletzt die Überlegung, eine Branche mit schwindendem Arbeitskräfteangebot – Stichwort demografischer Wandel - attraktiver zu machen. Ein Ausdruck dieses Engagements ist der WELL Building Standard, der zum Beispiel die Luft und Wasserqualität sowie Aspekte von Sicherheit und Gesundheit bei Arbeit berücksichtigt.

Frank Weber,Senior Team Leader Build to Suit Industrial & Logistics Agency
Frank Weber
Senior Team Leader Build to Suit Industrial & Logistics Agency