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JLL-Expo-Panel Wohnimmobilienmarkt in der Preisspirale

21. Oktober 2022

 
Im JLL-Expo-Panel „Wohnimmobilienmarkt in der Preisspirale“ war der Immobilienbestand und dessen Sanierung im Fokus der Diskussion.

Die Musik spielt jetzt bei Bestandsgebäuden

Die Wohnungsmärkte befinden sich am Scheideweg: Bei den Preisen scheint der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre gestoppt, bei den Mieten stehen die Zeichen dagegen auf Wachstum. Allerdings ist es angesichts der enormen Nebenkostensteigerungen fraglich, wie viel Potenzial in den Kaltmieten wirklich steckt? Viele Haushalte dürften jedenfalls nicht über die entsprechenden Einkommen verfügen, um neben den hohen Energiekosten und der allgemeinen Preissteigerung auch noch mehr Miete zu bezahlen. 

Wohin bewegt sich also der Wohnungsmarkt? Experten rechnen damit, dass vor allem energetisch schlechte Gebäude Probleme bekommen werden. Wegen deutlich höherer Finanzierungskosten wird aber auch generell mit einem Abschlag bei den Kaufpreisfaktoren für Wohnimmobilien gerechnet.

„So sehr die rasant gestiegenen Hypothekenzinsen und die Inflation die Wohnungsmärkte derzeit im Griff haben, das Thema ESG sollte bei alledem nicht in Vergessenheit geraten“, mahnt Sebastian Grimm, Head of Residential Valuation JLL EMEA. Die Musik spielt dabei bei den Bestandsimmobilien. „Nun gilt es, sich diesen mit Nachdruck zu widmen und zügig zu messbaren Ergebnissen zu kommen, sprich: die Energieeffizienz und die CO2-Bilanz zu verbessern“, sagt Grimm.

Dem seriellen Sanieren dürfte dabei eine ebenso tragende Rolle zukommen wie dem ganzheitlich konzipierten Stadtquartier, das durch eine gute öffentliche Infrastruktur, einer breiten Nutzungsmischung und einer intelligenten Energieversorgung die ESG-Kriterien berücksichtigt und attraktive Wohnviertel schafft. Infolge der explodierenden Energie- und Baukosten rückt die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zunehmend in den Fokus der Marktteilnehmer. 

Susanne Gentz, Senior Director Client Management Residential JLL Germany, sieht hier nicht nur die öffentliche Hand in der Pflicht, über höhere Subjekt- und Objektförderungen den Weg zu preiswerten Wohnungen zu ebnen. „Darüber hinaus gibt es bei Bauträgern und Projektentwicklern nach wie vor erhebliche Potenziale die Herstellungskosten zu reduzieren, etwa über Standardisierungen bei der Planung und dem Bau von Wohngebäuden.“ Darüber hinaus stellt sie auch ein Umdenken bei Investoren fest: „Viele gehen ganz gezielt in den geförderten Wohnungsbau. Zum einen, weil sie hier verlässliche Renditen erzielen können. Zum anderen, weil sie damit auch einen Teil ihrer ESG-Kriterien erfüllen.“

Susanne Gentz

Senior Director Client Management

Sebastian Grimm

EMEA Head of Multifamily, Value & Risk Advisory