Der Wohnungsbau braucht breite Unterstützung

In Deutschland werden aktuell zu wenige Wohnungen gebaut. Das Ziel der Bundesregierung, pro Jahr 400.000 Wohnungen fertigzustellen, ist in weite Ferne gerückt.

31. Oktober 2023

Susanne Gentz

Senior Director Client Management
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Michael Bender

Head of Residential Germany
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Marktbeobachter halten bereits die Marke der Bundesregierung für deutlich zu niedrig, um die hohe Nachfrage nach Wohnraum zu befriedigen und somit den rasanten Mietenanstieg zu bremsen. Wie kann die notwendige Trendumkehr gelingen?

Die Ursachen für den lahmenden Wohnungsbau sind vielschichtig. Deswegen fällt es auch schwer, eine praktikable und schnell umsetzbare Lösung zu finden, um den Neubau zu stimulieren. Zum einen sind die Baukosten in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Zudem haben sich durch die kräftige Erhöhung der Leitzinsen die Finanzierungskosten verteuert, was vielen Projektentwicklern und Bauträgern den Bau neuer Wohnungen erheblich erschwert.

Darüber hinaus haben sich die baurechtlichen Anforderungen in den letzten zwei Jahrzehnten stark erhöht. Insbesondere Vorgaben zur Energieeffizienz, Barrierefreiheit und Anzahl der Stellplätze haben zu einem weiteren Anstieg der Baukosten geführt. Diese erhöhten Anforderungen belasten die Projektentwickler zusätzlich und schränken ihre finanziellen Spielräume ein. Die Auswirkungen dieser Rahmenbedingungen sind deutlich spürbar. Der Absatz neuer Eigentumswohnungen ist eingebrochen und hat die Umsätze einbrechen lassen, was wiederum zu Schwierigkeiten bei der Finanzierung neuer Projekte führt.

Um den Wohnungsbau bei einem gleichbleibenden Zinsniveau wieder anzukurbeln, sind ganzheitliche Maßnahmen erforderlich. Eine Möglichkeit ist die Vereinfachung der baurechtlichen Vorschriften, um die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Dadurch könnten Projekte schneller umgesetzt werden, was den Projektentwicklern helfen würde. Auch eine gezielte Förderung und finanzielle Anreize für den Neubau könnten den Wohnungsbau wieder in Schwung bringen. Das zur Mitte dieses Jahres neu aufgestellte Berliner Fördermodell (WFB 2023), bei dem unter anderem auch mittlere Einkommen über den sogenannten 3. Förderweg berücksichtigt werden und im 1. Förderweg direkte Bauzuschüsse hinzugekommen sind, könnte nach Einschätzung von Investoren ein Baustein sein. 

Eine weitere Option ist die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren. Durch Partnerschaften und Kooperationen könnten Finanzierungsmöglichkeiten verbessert und gemeinsame Lösungen gefunden werden. Die Digitalisierung im Bauwesen bietet ebenfalls Chancen. Durch den verstärkten Einsatz digitaler Planungs- und Bauprozesse könnten Effizienzgewinne erzielt und Kosten gesenkt werden.

Es ist wichtig, dass die Politik die Bedeutung des Wohnungsbaus erkennt und entsprechende Maßnahmen ergreift. Dabei ist ein umfassendes Handeln erforderlich, und zwar sowohl auf der Kosten- als auch auf der Absatzseite. Nur durch die Kombination verschiedener Maßnahmen kann der Neubau wieder angekurbelt werden. Dies hätte auch positive Auswirkungen auf die Bauwirtschaft und die Gesamtkonjunktur, die derzeit unter anderem an fehlenden Investitionen im Wohnungsbau leiden.

Susanne Gentz

Senior Director Client Management

Michael Bender

Head of Residential Germany