Der Immobilienmarkt für Pflegeimmobilien
Wachstumsmarkt Healthcare-Immobilien: Pflegeheime im Fokus der Immobilienbranche
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Transaktionsmarkt Healthcare-Immobilien
Zunehmende Beliebtheit eines Nischenprodukts
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Aktuelle Chancen und Herausforderungen
Spannungsfeld zwischen Bedarf, Kosten und Personal
Zunehmende Beliebtheit eines Nischenprodukts
Spannungsfeld zwischen Bedarf, Kosten und Personal
Transaktionsmarkt Healthcare-Immobilien
Der Markt für Healthcare-Immobilien zieht seit einigen Jahren vermehrt das Interesse sowohl von inländischen als auch ausländischen Investoren an und gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Dies betrifft in erster Linie den Markt für Senioren- und Pflegeimmobilien, die als attraktive Investitionsmöglichkeit mit einer vergleichsweisen hohen Rendite gelten. Im Vergleich zu den sehr liquiden, großen Assetklassen wie beispielsweise Office oder Retail im Gewerbeimmobiliensegment ist der Investmentmarkt für diese Immobilien allerdings noch wenig prominent im Blick der Investoren.
In den vergangenen zehn Jahren belief sich das Transaktionsvolumen für Healthcare-Immobilien insgesamt (Senioren- und Pflegeheime, Kliniken, MVZ/Ärztehäuser) auf durchschnittlich 2,1 Mrd. €. Der Großteil des Transaktionsvolumens (rund 65 %) wurde hauptsächlich über den Kauf von Portfolios umgesetzt. Die Transaktionsvolumina lagen in den letzten Jahren deutlich höher als zuvor, was überwiegend an der gestiegenen Nachfrage sowie der Institutionalisierung und Konsolidierung des Marktes liegt. Der Transaktionsmarkt für Healthcare-Immobilien kennzeichnet sich zudem durch seine Kleinteiligkeit auf Betreiber- als auch Eigentümerseite und durch eine niedrige Transparenz bei Verkaufstransaktionen aus.
Im Jahr 2020 verzeichnete der Transaktionsmarkt trotz Corona-Pandemie mit 3,7 Mrd. € einen Rekordwert mit den meisten gehandelten Healthcare-Immobilien. Dieser Rekordwert kam unter anderem durch die hohe Anzahl an Portfoliotransaktionen im dreistelligen Mio.-Euro-Bereich zustande. 13 Transaktionen mit einem Kaufpreis von jeweils über 100 Millionen Euro summierten sich auf einen Gesamtwert von über 2,1 Mrd. Euro. In den beiden Folgejahren kam es zu einem Rückgang auf knapp 2,6 Mrd. € (2021) und dann wieder gut 2,7 Mrd. € (2022). Mit dem erneuten kleinen Anstieg im letzten Jahr konnte sich der Markt gegen den Gesamttrend stemmen, denn über alle Assetklassen hinweg wurde 2022 ein deutschlandweites Transaktionsvolumen erzielt, das 40 % unter dem Vorjahresergebnis lag. Die aktuelle Unsicherheit auf den Investmentmärkten aufgrund gestiegener Zinsen und Finanzierungskosten spiegelt sich im ersten Halbjahr 2023 allerdings auch auf dem Investmentmarkt für Healthcare-Immobilien wider, auf dem ein Volumen von lediglich 600 Mio. € registriert wurde.
In den letzten zehn Jahren prägten vor allem ausländische Investoren den Transaktionsmarkt. Im Schnitt kamen 51% der Investoren aus dem Ausland. Im Vergleich dazu sind gerade einmal 23 Prozent der Investoren im Bereich Living aus dem Ausland. Auch die Assetklassen Office und Retail weisen einen deutlich geringen Anteil von rund 40 % ausländischer Investoren auf. Auf der Käuferseite dominierten in den vergangenen fünf Jahren hauptsächlich Asset/ Fonds Manager sowie Spezialfonds den Markt. Auf der Verkäuferseite traten hingegen eine Vielzahl von unterschiedlichen Typen in den Vordergrund. Offene Publikumsfonds, Private Equity/ Hedge Fonds, gemeinnützige Organisationen, Versicherungen, kommunale/ gemeinnützige Wohnungsgesellschaften, öffentliche Verwaltungen oder auch Banken lassen sich unter den Verkäufern finden.
Seit der Corona-Pandemie gab es bei vielen Immobilieninvestments eine Änderung bei der Einschätzung des Risikoprofils der jeweiligen Transaktion. Bis einschließlich 2020 dominierte die Risikoklasse „Core“ den Transaktionsmarkt der Healthcare-Immobilien. Im Jahr 2021 wurden bereits mehr als die Hälfte des Transaktionsvolumens der Risikoklasse „Core Plus“ zugeordnet und 2022 entfielen rund 92 % des Transaktionsvolumen in dieses Segment.
Aktuelle Chancen und Herausforderungen
Das Interesse der Investoren in Pflegeimmobilien zu investieren ist trotz einiger aktueller Herausforderungen weiterhin vorhanden. Dies lässt sich unter anderem auf die langfristig vertraglich gesicherten Miet- und Pachtzahlungen zurückführen. Des Weiteren gehen Investoren von fallenden Kauf- und steigenden Mietpreisen in den kommenden zwölf Monaten aus. Dies sind Anzeichen für einen attraktiven Markt für Anleger. Jedoch muss man die aktuelle Situation etwas genauer betrachten: Denn es gibt einige Hürden, die insbesondere für Neueinsteiger den Zugang zum jetzigen Markt erschweren.
Pflegeimmobilien sind meist in Trägerschaft eines Betreibers. Gegenwärtig herrscht vor allem Verunsicherung in Anbetracht der derzeitigen Betreiberinsolvenzen nicht nur kleinerer Player am Markt, sondern auch große Namen konnte man zuletzt in den Medien lesen. Seit Jahresanfang haben die Insolvenzen von Pflegeeinrichtungen zugenommen, was zu großen Teilen vorrangig die vollstationäre Pflege betrifft (Pflegemarkt.com 2023). Aufgrund des Fachkräftemangels kommt es mancher Orts zu niedrigen Auslastungsquoten vollstationärer Pflegeheime, da die auf Bundesebene geregelte Fachkräftequote nicht mehr erfüllt werden kann und so Betreiber in finanzielle Schieflage geraten können (Haufe 2023).
Aber nicht nur das Thema mögliche Insolvenzen spielt eine Rolle im Markt, sondern auch der zukünftige Bedarf an Pflegeimmobilien. Laut Schätzungen des Statischen Bundesamtes wird es im Jahr 2040 bis zu 6 Millionen pflegebedürftige Personen geben, die auch versorgt werden müssen. Jedoch mangelt es derzeit nicht nur an geeigneten Angeboten, sondern auch an der geringen Bautätigkeit. Ein Grund sind unter anderem die strengen regulatorischen Vorgaben der 16 Bundesländer selbst. Landesindividuelle Vorgaben, wie zum Beispiel die unterschiedlichen Bauvorschriften für Pflegeheime oder die Einzelzimmerquote, erschweren dabei den Neubau und Sanierungen gleichermaßen. Beides verursacht einen enormen Kostenfaktor und erfordert sorgfältige Planung (Haufe 2023).
Ein weiterer Punkt, der den Markt wesentlich beeinflussen wird bzw. bereits beeinflusst, ist der allgemein herrschende Fachkräftemangel. Zu spüren war dies bereits während der Corona-Pandemie nicht nur in der Baubranche, wodurch die Bautätigkeit aktiv beeinträchtigt wurde und Projekte stark zeitlich verzögert erst fertiggestellt wurden, sondern auch eben im Bereich der Pflege.
Obgleich die aktuelle Situation alle Akteure vor große Herausforderungen stellt, wird die Assetklasse der Healthcare-Immobilien in den kommenden Jahren aufgrund der demographischen Entwicklung eine Bedeutungszunahme erfahren.
Quellen:
Pflegemarkt.com (2023): Größte Insolvenzen in der Pflege 2023.
https://www.pflegemarkt.com/2023/05/02/uebersicht-liste-groesste-insolvenzen-in-der-pflege-2023/
Haufe (2023): Pflegeimmobilien: Knapp, teuer und zu stark reguliert.
https://www.haufe.de/immobilien/investment/pflegeimmobilien-renditen-auf-rekordtief_256_441674.html
Die Bevölkerung in Deutschland altert seit Jahrzehnten. Im Jahr 2021 waren rund 24,4 Mio. Menschen 60 Jahre und älter. Dies ist ein Zuwachs von rund 2,9 Mio. Personen in den letzten zehn Jahren (destatis 2021). Mit dieser anhaltenden Entwicklung muss ebenfalls in den kommenden Jahren gerechnet werden, da nicht nur die verbesserte medizinische Versorgung der Bevölkerung zu einem längeren Leben beiträgt, sondern auch die geburtenstarke Generation der Baby-Boomer demnächst in den Ruhestand gehen wird. Aufgrund dieser demografischen Dynamik steigt zunehmend auch die Nachfrage nach Spezialimmobilien wie zum Beispiel Pflegeheimen oder auch Einrichtungen des seniorengerechten und Betreuten Wohnens.
Die Assetklasse der Healthcare-Immobilien gehört zu den sogenannten Sozialimmobilien. Sozialimmobilien sind Immobilientypen, die sozialwirtschaftlichen Aktivitäten gewidmet sind und zu Zwecken der Allgemeinheit genutzt werden. In der traditionellen immobilienwirtschaftlichen Abgrenzung können Sozialimmobilien sowohl Gewerbe- als auch Wohnimmobilien sein oder auch hybride Immobilien, wenn diese sozialwirtschaftlichen Nutzungen dienen (Michel 2022). Zu den für den Immobilienmarkt relevanten Healthcare-Immobilien zählen Senioren- und Pflegeheime und verschiedene medizinische Einrichtungen wie zum Beispiel Kliniken, Ärztehäuser oder medizinische Versorgungszentren (MVZ).
In Deutschland gibt es rund 16.100 Pflegeheime (Stand: 2021, destatis 2021). Ein für die Pflegebranche wichtiger Wachstumsmarkt ist dabei unter anderem das Bundesland Nordrhein-Westfalen. Hier befindet sich ein Großteil der Pflegeheime (19,5 %). Dies ist unter anderem der hohen Einwohnerzahl sowie -dichte geschuldet als auch dem hohen Anteil an Pflegebedürftigen (6,6 %; Bundesdurchschnitt 6,0 %). Hinter Nordrhein-Westfalen folgen die Bundesländer Bayern (13,0 %), Niedersachen (12,6 %) und Baden-Württemberg (12,5 %) bei der höchsten Anzahl der Pflegeheime.
Geht man von einer zukünftig konstanten Pflegequote aus, wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen von aktuell 5 Millionen bis zum Jahr 2040 auf 6,0 Millionen Menschen erhöhen. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, müssen bis zum Jahr 2040 mehr als 2.300 zusätzliche Pflegeheime sowie um die 230.000 Pflegeplätze gebaut werden. Auch wenn der Großteil der Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt wird, steigt der Bedarf an Pflegeplätzen kontinuierlich an (um + 23 % bis 2040) (destatis 2021).
Autoren
Sandra Baumgarten, Senior Research Analyst
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