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Dresden, der Einzelhandel-Leuchtturm im Osten

Dresden ist einer der Magneten des Einzelhandels im Osten. Das liegt nicht zuletzt an den touristischen Attraktionen der Stadt.

01. Oktober 2019

Was macht eine attraktive Einzelhandelsstadt aus? Dresden mit seinen 550.000 Einwohner positioniert sich mit stabilen Einzelhandelsmieten widerstandsfähig. Dabei werden selbst für die Big 10-Standorte im laufenden Jahr keine Mietpreissteigerungen erwartet. Was also macht Retail in Dresden so erfolgreich? Darüber sprechen wir mit Jörg Heinold, JLL Director Retail Investment in Leipzig.

Jörg, was charakterisiert Dresden als Einzelhandelsstadt?

Dresden ist neben Leipzig einer von zwei Retail-Leuchttürmen im Osten – wenn wir Berlin außer Acht lassen. Ein wichtiger Einflussfaktor ist der Tourismus: Frauenkirche, Grünes Gewölbe, Semperoper, und Zwinger sind Baudenkmäler, die nationale und internationale Besucher anziehen.

Rund um die wiederaufgebaute Frauenkirche sind am Neumarkt historische Fassaden im Stil des Dresdner Barock wiederhergestellt worden. Der besondere Dreh dabei: Auf historischen Grundstückzuschnitten aus dem 18. Jahrhundert sind moderne Gebäude entstanden, die barocke Straßenzüge mit kleinen Schaufenstern bilden. Ein eindrucksvoller Beleg, dass ausgewogene Proportionen Innenstädten in jeder Hinsicht guttut. Hinter diesen schmucken Wänden mit kleinen Schaufenstern haben sich Gastronomen und Läden regionaler Manufakturen niedergelassen. Um diese Aufenthaltsqualität zu genießen, muss man kein asiatischer Tourist sein, der im Meißener Porzellan-Flagship Store für zuhause einkauft.

Charakteristisch für Dresden sind die Gegensätze. Denn das Gegenteil zum historischen Neumarkt haben wir in Form der Prager Straße: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine beliebte Einkaufsmeile, wurde hier ab 1965 eine Stadtvision mit weiter Straße und hunderte Meter langen Häuserblöcken errichtet, die eher für Paraden als zum Flanieren taugt. Auf solchen Flächen halten Menschen sich nicht gern auf und demzufolge sind diese zugigen Straßen nicht förderlich für funktionierenden Einzelhandel. Im mittleren Teil der Prager Straße wurden zweistöckige Pavillons ergänzt, Bäume gepflanzt und so die Aufenthaltsqualität erhöht. Besucher, die vom Bahnhof kommen, schlendern hier entlang Richtung Altstadt und Elbufer.

Wie die Sehenswürdigkeiten finden wir auch die beschriebenen Retail-Hotspots alle südlich der Elbe – auch die gut funktionierenden innerstädtischen Center z.B. die Altmarktgalerie, die mit ihrem gehobenen Niveau eher konservatives Publikum anspricht und die Centrum Galerie mit ihrem internationalen Young Fashion-Angebot.

Dresden zieht internationale und auch regionale Besucher aus einem großen Einzugsgebiet an. Das gilt für alle Himmelsrichtungen, nicht zuletzt für den Süden: Bis in die Tschechische Republik sind es keine 50 Kilometer. Das vergrößert das Einzugsgebiet. Die Mitarbeiter der westtschechischen Auto- und Maschinenbauindustrie verfügen über gute Einkommen und die Bahn- und Autobahnanbindungen nach Dresden sind komfortabel.

Welche Sehenswürdigkeiten sind besonders bemerkenswert?

Vom Neumarkt mit der Frauenkirche habe ich schon geschwärmt. Mein persönliches Highlight ist das reich verzierte Innere der Semperoper, das Fotos nur unzureichend wiedergeben können.

Was macht die Atmosphäre in Dresden aus?

Dresden ist insgesamt eine Stadt mit hoher Aufenthaltsqualität. Auch die Umgebung mit den Weinbergen an der Elbe und weiter hinaus dem Elbsandsteingebirge sind Orte zum Wohlfühlen.

Welchen Stadtteil schätzt Du besonders, Jörg?

Das ist tatsächlich die Neustadt, wo wir aufgrund des jungen, kreativen Umfelds eine spannende Gastronomie- und Kulturszene haben.