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München: Vom „Isar-Valley“ zum Top-KI-Standort

05. Dezember 2023

Die Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz sind vielfältig: Innerhalb kürzester Zeit kann die revolutionäre Technologie komplexe Daten analysieren und auswerten, ganze Prozesse eigenständig steuern und gänzlich neue Inhalte generieren. Völlig neue Möglichkeiten ergeben sich dadurch in sämtlichen Lebensbereichen. Es gibt jedoch einige Voraussetzungen, damit diese Potenziale vollends ausgeschöpft werden können: Eine stabile Versorgung mit Energie, einen Anschluss an das Glasfasernetzwerk, ausreichend Fläche für Rechenzentren und KI-Unternehmen, aber vor allem zahlreiche KI-Talente. Jene Standorte werden profitieren, die diese Anforderungen erfüllen.

„Die Indikatoren sprechen eindeutig für München als hochklassigen KI-Standort“, sagt Dr. Markus Trost, Niederlassungsleiter JLL München. „Als einer der vier wichtigsten Tech-Standorte Europas ist München prädestiniert für KI. Nicht umsonst wird die Region in Anlehnung an das „Silicon Valley“ auch „Isar Valley“ genannt.“ 

Die Infrastruktur an Digitalkonzernen und mit ihr viele Experten sind bereits vorhanden: „Zahlreiche internationale Branchenschwergewichte haben sich bereits vor Jahren in München niedergelassen und bekräftigen nicht nur ihr Engagement, sondern bauen es auch aus“, sagt Trost. So ist Apple bereits seit 1981 vor Ort vertreten. Im Projekt KARL München, das von JLL als Bauherrenvertreter begleitet wurde, hat Apple jüngst sein Europäisches Zentrum für Chipdesign eröffnet. Nur kurze Zeit später hat der Digitalkonzern ein weiteres Grundstück direkt nebenan erworben, weitere Objekte könnten folgen. Seit 2006 ist zudem Google vor Ort aktiv und renoviert zurzeit die historische Arnulfpost, die 2024 bezogen werden soll. Amazon residiert bereits seit der Jahrtausendwende in München. „Wenn sich internationale Digitalkonzerne zu München bekennen, dann ist das nicht nur ein Qualitätssiegel für die Stadt, sondern auch ein Magnet für weitere Unternehmen und Fachkräfte“, sagt Trost. 

Den Grundstein dafür hat die bekannte „Münchner Mischung“ gelegt: Zahlreiche Unternehmen, die mittlerweile sozusagen auch Digitalkonzerne sind, darunter BMW, Siemens, MAN, Osram oder die Allianz, haben den Wirtschaftsstandort zu dem gemacht, was er heute ist. Hinzu kommt der besonders starke Mittelstand und zahlreiche Handwerksbetriebe. Einen besonders großen Stellenwert haben auch die starken Bildungs- und Forschungsangebote. Die Fraunhofer- und die Max-Planck-Gesellschaft sitzen in München, die Technische Universität München (TUM) und die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) genießen international einen hervorragenden Ruf. 

„Der Nachwuchs, insbesondere die gefragten, hochqualifizierten Ingenieure und IT-Spezialisten erfahren in München eine optimale Ausbildung und finden sich dank Initiativen wie dem Munich Urban Colab in einem vielversprechenden Ökosystem wieder“, sagt Trost. „Im ‚Biotop München‘ stimmen die Rahmenbedingungen für Gründungs- und Forschungsaktivitäten mit zahlreichen Entwicklungsmöglichkeiten. Hinzu kommt die hohe Attraktivität der Stadt mit ihren Kultur-, Freizeit- und Sportangeboten sowie der postkartentauglichen Natur, die es Unternehmen leicht macht, auch externe Talente von München zu überzeugen.“ In einer rasanten Entwicklung wurde aus München der wichtige Wirtschaftsstandort, der die Stadt heute ist.

Unterstützung von Planung über Bau bis zum Betrieb

Nicht nur auf den Wirtschaftsstandort hat KI Einfluss. Auch bei den Proptechs, den Digitalisierern der Immobilienbranche, hat sie Einzug gehalten. In vielen Gebäuden wird KI genutzt, um Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagen automatisiert und energieeffizient betreiben zu können; sie helfen Nutzern, ihren Stromverbrauch zu reduzieren und damit ihre ESG-Ziele zu erreichen. In Form von Quartiersapps vermittelt KI Dienstleistungen und unterstützt beim Mietermanagement. Im Investitions- und Portfoliomanagement, bei der Due Diligence und der Bewertung liefert sie ausgezeichnete und vorausschauende Detailaufnahmen. Selbst bei der Planung, bei Genehmigungsprozessen und im Bau kann KI einen Game Changer darstellen – dafür muss sie allerdings richtig verstanden und genutzt werden. Wie das zum Beispiel auf Quartiersebene aussehen kann, zeigt der Future Districts Summit 2023 von JLL und dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO am 6. Dezember 2023.

Damit KI ihr vollständiges Potenzial entfalten kann, müssen Stadt und Gebäude umfangreich an das Glasfasernetzwerk angeschlossen werden. Das garantiert, dass die Rechenzentren – von denen sich einige in München und seiner Umgebung befinden – die Anforderungen der KI problemlos und schnell verarbeiten können. Da Rechenzentren besonders energiehungrig sind, ist zudem eine nachhaltige Versorgung mit grüner Energie sowie eine sinnvolle Nutzung der Abwärme notwendig. Eine wichtige Rolle spielen erneuerbare Energien und die Klimaanpassung in Münchens Stadtentwicklungskonzept 2040. Bereits 2035 will die Stadt klimaneutral sein, dafür investiert sie rund 500 Millionen Euro. Ein Förderprogramm für klimaneutrale Gebäude sowie die Reduktion von Treibhausgasen steht auf dem Programm, zudem hat sich München verpflichtet, eine Zero Waste Certified City der Zero Waste Europe (ZWE) zu werden. 

Damit München nicht nur Top-Tech-Standort ist, sondern auch Top-KI-Standort wird, braucht es nicht viel. „Das Ökosystem und das Wissen sind da, ebenso die zahlreichen Innovatoren und die Infrastruktur“, sagt Trost. „Jetzt braucht es noch mehr geeignete Flächen und Quartiere für KI- Unternehmen und nicht zu vergessen, Maßnahmen zur Linderung der Wohnungsprobleme Münchens, nicht nur für die zukünftigen Mitarbeiter im boomenden Bereich der KI.“