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Retrofitting – 5 Lösungen für die aktuellen Herausforderungen

20. November 2022

Walid Goudiard

Head of Project & Development Services EMEA
+33 (0)1 40 55 18 87

Björn Wagenknecht

Senior Director Project & Development Services
+49 175 4722758

Angesichts von öffentlichen und privaten Institutionen, die sich auf der ganzen Welt zu ehrgeizigen „Net-Zero-Carbon“-Zielen verpflichten, wird die Dringlichkeit, Immobilien zu dekarbonisieren und die Klimaresilienz zu erhöhen, offensichtlich. 

Schätzungsweise 80 % des Gebäudebestands, der im Jahr 2050 vorhanden sein wird, existiert bereits. Regierungen und Eigentümer:innen von Immobilien sind daher aufgefordert, ihre Bemühungen zur Nachrüstung bestehender Immobilien (Retrofitting) erheblich zu verstärken. 

Die Unternehmen sehen sich jedoch mit einem komplizierten Flickenteppich von Vorschriften, unterschiedlichen Branchenstandards und allgemein anerkannten Verfahren konfrontiert. Um wirklich nachhaltige Werte zu schaffen, muss man sich mit den komplexen Zusammenhängen der ESG-Anforderungen (ESG: Environmental Social Governance) auseinandersetzen. 

Unser Team von Project & Development Services , hilft Unternehmen dabei, diese Komplexität zu bewältigen. Eine zentrale Aufgabe unseres Leistungsbildes ist es, den Verwendungszweck und die potenzielle Nutzung eines Gebäudes zu definieren. Und zu ermitteln, wie es zu einer besseren Lebensqualität der Nutzer:innen und zur Standortentwicklung hinsichtlich einer umfassenden Erneuerung des Viertels beitragen kann.

5 Möglichkeiten, um Gebäude zukunftsfähig zu machen:
Nicht-finanzielle Kennzahlen in Entwicklungsrichtlinien einbeziehen

Internationale Standards zur Offenlegung des Kohlenstoffausstoßes wie die Science-Based Targets Initiative (SBTi) und die CRREM-Curve verdeutlichen die Notwendigkeit, direkte und indirekte Emissionen zu reduzieren. Hinzu kommt die immer lauter werdende Forderung der Verbraucher nach unternehmerischer Nachhaltigkeit. Beide Aspekte führen dazu, dass alle Beteiligten zunehmend nach Gebäuden suchen, die den Nachhaltigkeitszielen entsprechen.

Um Anlagen zukunftssicher zu machen und Wettbewerbsvorteile zu erzielen, empfehlen wir, nicht-finanzielle Messgrößen bei der Bewertung der Gebäudeleistung als Norm zu etablieren. Sanierungsstrategien müssen Möglichkeiten für eine verbesserte Energieeffizienz und Klimaresilienz aufzeigen und gleichzeitig festlegen, wie die ESG-Ziele ermittelt und erreicht werden sollen.

Für alle Beteiligten bedeutet dies einen grundlegenden Bewusstseinswandel, der Change-Management-Strategien und Investitionen in die Nachhaltigkeitskompetenz der Mitarbeitenden erfordert.

Mietverträge so gestalten, dass sie das neue Wertschöpfungsmodell widerspiegeln

Die Dekarbonisierung bestehender Anlagen ist entscheidend, um den „Brown Discount“ zu vermeiden. Immer mehr Eigentümer:innen und Mieter:innen erkennen, dass Liquidität und Preisgestaltung zunehmend von der Emissionsbilanz eines Gebäudes beeinflusst werden. Angesichts des akuten Mangels an Net-Zero-Emissionsgebäuden können diejenigen, die sich frühzeitig für eine Umrüstung entscheiden, von höheren Mieten, einem geringeren finanziellen Risiko und einem verbesserten Zugang zu günstigem Kapital profitieren sowie leichter Mieter:innen anziehen und halten.

Dies bietet die große Chance, die Ausgestaltung von gewerblichen Mietverträgen zu überdenken – um nicht nur die gemeinsame Verantwortung für Nachrüstungsarbeiten festzuschreiben, sondern auch um den Mehrwert widerzuspiegeln, der durch erreichte Gesellschafts- und Nachhaltigkeitsziele gemeinsam erzielt werden kann.

So können beispielsweise Formulierungen zu ESG-Maßnahmen in die Mietverträge aufgenommen werden, die angepasste Mieten für Eigentümer:innen und Nutzer:innen vorsehen, die ESG-Ziele erfüllen.

Freiwillige Berichtsstandards nutzen

Während neue Rechtsvorschriften wie die EU-Taxonomie und die nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor die Dringlichkeit der Nachrüstung von Immobilien vorantreiben, entwickeln sich auch Marktstandards, die als tragfähige Grundlagen zur Verbesserung der Gebäudeleistung beitragen können.

International anerkannte Berichterstattungsstandards wie die SBTi, welche Organisationen bei der Erstellung eines Plans zur Emissionsreduzierung, der mit den Zielen des „Paris Climate Agreement“ in Übereinstimmung steht, unterstützt, werden zunehmend übernommen. Sie können Eigentümer:innen dabei helfen, Nachrüstungsspezifikationen so zu gestalten, dass sie die Nachhaltigkeitsziele der Kunden erfüllen.

Kohlenstoffausstoß über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes im Blick behalten

Die globale Erwärmung zwingt uns, uns stärker auf die Resilienz gegenüber wachsenden Klimarisiken zu fokussieren. Eine Net-Zero-Entwicklung muss nicht nur den betriebsbedingten Kohlenstoffausstoß eines Gebäudes im Betrieb berücksichtigen, sondern auch den impliziten Kohlenstoff, der bei der Fertigung der Baumaterialien freigesetzt wird.

Um den Kohlenstoffausstoß über die gesamte Nutzungsdauer zu reduzieren, sollten Retrofitting-Strategien den Abbruch von Gebäuden vermeiden und ein nachhaltiges Design verwenden, das so viel wie möglich wiederverwendet und recycelt wird. Kohlenstoffarme und biobasierte Baumaterialien sind beispielsweise nachhaltigere Alternativen.

Nachrüstungen sollten auch die Nutzungsintensität der Gebäude erhöhen. Büroräume und Parkplätze, die in der Regel nachts leer stehen, könnten so umgerüstet werden, dass sie nach Feierabend für Gemeinschaftsaktivitäten genutzt werden können. Technologien wie Sensoren und vorausschauende Gebäudemanagement-Tools können dabei helfen, Möglichkeiten zur Flächennutzungsoptimierung zu definieren – um so Räumlichkeiten zu konzipieren, die den Nutzern stärker zugutekommen und die Auslastung des vorhandenen Gebäudebestands maximieren.

Öffentlich-private Partnerschaften aufbauen

Damit Gebäude für die Endnutzer einen nachhaltigen Wert besitzen und zum Bestandteil eines nachhaltigen Stadtgefüges werden, ist die Zusammenarbeit zwischen städtischen Behörden und dem privaten Sektor von entscheidender Bedeutung – ebenso entscheidend wie es Anreize und Programme zur gemeinsamen Nutzung von Fachwissen und zur Finanzierung der Transition sind.

Dieser 360-Grad-Ansatz, der Mieter:innen, Vermieter:innen, Investor:innen, Bauträger:innen und den öffentlichen Sektor zusammenbringt, ist einer der wesentlichen Faktoren für den Erfolg. JLL Head of Project & Development Services EMEA, Walid Goudiard, bezieht Stellung: „Er wird bald zur Norm werden, und Europa muss den Weg vorgeben. Die Möglichkeit, mit Interessenvertretern aus dem öffentlichen und privaten Bereich gemeinsam Sanierungsstrategien zu entwickeln, wird dazu beitragen, wirklich nachhaltige, resiliente Immobilien für Menschen und Städte zu entwickeln.“

In dieser sich verschärfenden Klimakrise kommt es letztlich darauf an, dass wir alle zusammenarbeiten, um die Herausforderung zu bewältigen. 

Kontaktieren Sie Dunja Nigrin

Head of Project & Development Services DACH