Return-to-Office 2024
Bürorückkehr setzt sich auch 2024 fort
- Helge Scheunemann
- Stephan Hagenhoff
- Stephan Leimbach
- Miguel Rodriguez Thielen
Key take-aways
- Büros in den deutschen Big-7-Städten sind im Schnitt wieder zu 72% belegt, vor einem Jahr waren es 63%, vor Corona 79%
- Die Anzahl der Bürotage nimmt wieder zu, aktuell sind es durchschnittlich 3,6 Tage in einer typischen Arbeitswoche
- Beschäftigte kommen wieder häufiger ins Büro, besonders die Branchen IT und Industrie legen deutlich zu
- Auch Mitarbeitende mit Wahlfreiheit kehren immer häufiger ins Büro zurück
- Große Unternehmen holen ihre Mitarbeitenden vermehrt zurück in die Büros
- Mitarbeitende mit Führungsfunktion sind insgesamt etwas öfter im Büro als Mitarbeitende ohne diese Funktion
- Büroanwesenheit ist keine Frage des Alters der Mitarbeitenden, alle Altersklassen kehren in die Büros zurück
- Je kürzer die individuelle Anfahrt ins Büro ist, desto größer ist die Anzahl der Bürotage
- Die große Mehrheit beurteilt die Erreichbarkeit des individuellen Bürostandorts positiv
- In Zweit- und Drittlagen herrscht häufiger tägliche Anwesenheitspflicht, in Toplagen mehr Wahlfreiheit
Gleich zwei aktuelle JLL-Befragungen, eine unter Entscheidern und eine unter Bürobeschäftigten in Deutschland, zeigen, dass sich die Rückkehr der Mitarbeitenden in die Büros auch im laufenden Jahr fortsetzt. Während die im Rahmen einer internationalen Untersuchung befragten 100 Entscheider aus deutschen Unternehmen angaben, dass ihre Mitarbeitenden gegenwärtig an durchschnittlich 3,4 Tagen die Woche im Büro sein sollen, gaben die im Rahmen einer Befragung unter mehr als 1.500 Bürobeschäftigten in den deutschen Big-7-Standorten an, dass sie ihre jeweiligen Büros aktuell sogar an 3,6 Tagen je typischer Arbeitswoche aufsuchen. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen Anstieg von 0,4 Tagen je Woche dar, womit sich der Wert schrittweise wieder den 4,0 Tagen von vor der Corona-Pandemie annähert. Die Return-to-Office-Quote (RTO-Quote) in den deutschen Big-7-Märkten liegt damit bei 89%, was einem Plus von zehn Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das Niveau in den sieben Bürohochburgen hat sich im laufenden Jahr weitgehend angeglichen, alle Städte bewegen sich mit Blick auf die RTO-Quote zwischen 86% und 93%.
Belegungsquoten nach Big 7-Standorten
Belegungsquoten nach Big 7-Standorten
Anwesenheitsregelungen zentral für Bürorückkehr
Die Anwesenheit im Büro und auch die Rückkehrquote ins Büro ist in hohem Maße durch entsprechende unternehmensinterne Anwesenheitsregeln geprägt. In der globalen Untersuchung unter Entscheidern zeigt sich für Deutschland das 3:2-Modell mit einer dreitägigen Büropräsenz als das derzeit bevorzugte Modell. Ein Drittel der Befragten gaben dies an. Doch auch immerhin 27% der Befragten gaben an, dass es eine Fünf-Tages-Regelung gibt, d.h. im Umkehrschluss keine Option zu Homeoffice bzw. zum Remote Working existiert. Das mag angesichts der breiten Diskussion rund um das Thema überraschen, aber im globalen Kontext erweisen sich Unternehmen in Deutschland damit immer noch als flexibel, denn über alle Länder hinweg gaben 44% der Befragten an, dass es in ihrem Unternehmen eine Fünf-Tages-Regelung im Büro gibt.
Veränderte und teils restriktivere Anwesenheitsregelungen zeigen sich auch mit Blick auf die Unternehmensbranchen, vor allem im Bereich IT/Telekommunikation hat sich die Präsenz im Büro im Jahresvergleich deutlich auf 3,8 Bürotage je Arbeitswoche erhöht. Während 2023 noch fast 80% der befragten Mitarbeitenden in dieser Branche angaben, dass die Anwesenheitsregelung in ihrem Unternehmen „Immer / überwiegend im Homeoffice“ oder „Komplett flexibel“ sei, liegt dieser Wert 2024 nur noch bei 33%. Fast zwei Drittel hingegen gaben dieses Mal an, dass die Anwesenheitsregelung nun „Immer / überwiegend im Büro“ vorsieht. Dies deckt sich auch mit den Nachrichten sowohl aus der deutschen als auch der internationalen IT-Landschaft, dass namhafte Unternehmen, teils bei Androhung von Konsequenzen, ihre Mitarbeitenden wieder vermehrt zur Arbeit im Büro verpflichten.
Belegungsquoten nach Unternehmensbranchen
Belegungsquoten nach Unternehmensbranchen
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Darüber hinaus zeigt sich aber auch, dass Mitarbeitende mit teilweiser oder vollständiger Wahlfreiheit ebenfalls immer häufiger in die Büros zurückkehren. Gingen Mitarbeitende mit Anwesenheitsregelung „Immer / überwiegend im Home-Office“ 2023 noch an durchschnittlich 1,5 Tagen einer typischen Arbeitswoche in die Büros, so sind es 2024 schon 2,5 Tage. Auch diejenigen mit Angabe „Komplett flexibel“ kommen wieder häufiger ins Büro (3,0 Tage 2024 im Vergleich zu 2,7 Tagen 2023). Über die Gründe lässt sich zwar nur spekulieren, aber es dürfte eine Kombination aus Attraktivität der Büros, Wunsch nach mehr Austausch mit Kollegen und Führungskräften vor Ort sowie einer beengten oder nicht optimalen Arbeitsumgebung zu Hause sein.
Bürotage nach Anwesenheitsregelungen im Unternehmen
Anfahrtsdauer zum Bürostandort ebenfalls bedeutsam
Die Befragung der Mitarbeitenden in den Big 7 zeigt, dass die Anzahl der Bürotage wesentlich von der Anfahrtsdauer zum Bürostandort beeinflusst wird. Das ist wenig überraschend und Mitarbeitende mit kürzeren Anfahrtszeiten suchen das Büro insgesamt häufiger auf. Während Mitarbeitende mit einem Arbeitsweg von „0 bis 15 Minuten“ das Büro aktuell an 3,77 Tagen einer typischen Arbeitswoche aufsuchen, liegt der Wert in der Gruppe mit Anreise „61 bis 120 Minuten“ nur noch bei 2,93 und in der Gruppe „Länger als 120 Minuten“ sogar nur bei 2,88 Tagen. Die Wahl des Hauptverkehrsmittels - Individualverkehr oder öffentlicher Personennahverkehr - hat dagegen keinen zentralen Einfluss. Lediglich die kleine Gruppe der Befragten, die als hauptsächliches Verkehrsmittel den Zug (Regional- und Fernverkehr) angab, weist eine deutlich geringere wöchentliche Büroanwesenheit auf. Diese Beschäftigten haben aber in der Regel auch eine deutlich größere Distanz zum Bürostandort. Auffällig ist, dass eine große Mehrheit der Befragten die verkehrliche Erreichbarkeit des individuellen Bürostandorts insgesamt positiv beurteilt (knapp 90%).
Bürotage je typischer Arbeitswoche nach durchschnittlicher Fahrtdauer (einfache Fahrt)
Bürotage je typischer Arbeitswoche nach Hauptverkehrsmittel
Zentrale, innenstadtnahe Büros für Beschäftigte weiterhin besonders attraktiv
Wenn die verkehrliche Erreichbarkeit eine zentrale Rolle bei der Rückkehr ins Büro spielt, stellt sich die Frage nach Unterschieden hinsichtlich der Lagen der Bürostandorte. Mit Blick auf die durchschnittlichen Bürotage je typischer Arbeitswoche nach Büroteilmarktlagen (Top-, Zweit-, und Drittlage) zeigen sich insgesamt keine markanten Unterschiede bei den Big 7. Zwar weisen Dritt- und Zweitlagen insgesamt geringfügig höhere Werte bei den durchschnittlichen Bürotagen auf als Toplagen, die Ergebnisse liegen mit 3,56 bis 3,68 aber sehr nahe beieinander und bewegen sich im Bereich des Gesamtdurchschnitts von 3,6 Bürotagen. Auffällig ist dagegen, dass in Zweit- und Drittlagen mit 27% bzw. 33% eine höhere tägliche Anwesenheitspflicht im Büro gefordert wird als in Toplagen (20%). Demgegenüber suchen Mitarbeitende, denen die Wahl des Arbeitsorts komplett freigestellt wird, etwas häufiger in Toplagen das Büro auf. Damit bestätigt sich in gewissem Maße, dass zentrale, innenstadtnahe Büros für Beschäftigte attraktiver sind und diese eher freiwillig das Büro aufsuchen, während sich in Zweit- und Drittlagen etwas restriktivere Anwesenheitsregelungen positiv auf die Büropräsenz auswirken. Wichtiger für die Mitarbeitenden sind aufgrund der Ergebnisse aber die verkehrliche Erreichbarkeit des Bürostandorts sowie eine Ausstattungsqualität, die mit Annehmlichkeiten und Wohlfühlatmosphäre punktet (nicht in der Befragung ermittelt).
Setzt sich die Bürorückkehr weiter fort oder ist bereits ein ausbalancierter Zustand erreicht?
In der Summe hat die deutliche Zunahme der Return-to-Office-Quote im Jahresvergleich überrascht. Gleichwohl ist davon auszugehen, dass mit den aktuellen Ergebnissen ein Stand erreicht ist, der die nächsten Jahre über konstant bleiben dürfte. Ein Blick in die Ergebnisse der globalen Studie zeigt, dass die Erwartungen der Entscheider in Deutschland bis 2030 durchaus uneinheitlich sind. 24% der Befragten in Deutschland gehen davon aus, dass in den kommenden sechs Jahren wieder mehr aus dem Büro gearbeitet wird, 35% erwarten, dass es bis 2030 weniger wird, die meisten gehen aber von stabilen Verhältnissen aus. Auch wenn die RTO-Quote weiter angestiegen ist und zahlreiche Unternehmen Anwesenheitsregeln einführen, rechnet JLL nicht damit, dass kurz- bis mittelfristig die Rückkehr zu einer vollen Bürowoche realistisch ist. Flexibilität wird von den Beschäftigten erwartet und je mehr die Generation X in das Arbeitsleben drängt und je mehr Unternehmen dem sich verstärkenden Fachkräftemangel ausgesetzt sind, umso stärker dürfte der Trend hin zu einer hybriden Lösung anhalten. In den nächsten Jahren könnte so die Diskussion rund um Remote Working abgelöst werden von einer sich intensivierenden Diskussion um eine Vier-Tage-Woche. Auch die im Rahmen der internationalen Studie befragten Entscheider bewerteten dies als das wahrscheinlichste Szenario. Immerhin 42% der Entscheidungsträger vergaben auf einer Skala von null (völlig unrealistisch) bis zehn (auf jeden Fall) eine sieben oder mehr bei der Einschätzung zur Implementierung einer Vier-Tage-Arbeitswoche bis 2030. Wer glaubt, dass dies eine rein deutsche Diskussion sei, täuscht, denn auf internationaler Ebene liegt der entsprechende Zustimmungswert sogar bei 52%.