Gebäudedatenerfassung für Energieeffizienz und Kostensenkung bei Immobilien
Wer auf verfügbare Technologien verzichtet, um bewährte Strukturen nicht zu verändern, vergeudet viel Potenzial.
Nutzt die Immobilienbranche noch Kutschen, während andere bereits autonome Fahrzeuge fahren? Gebäude der Zukunft sind heute keine festen, starren Strukturen mehr – sie können dynamisch, lernfähig und angepasst an die Bedürfnisse ihrer Nutzer ihre Effizient maximieren. Wer auf verfügbare Technologien verzichtet, um bewährte Strukturen nicht zu verändern, vergeudet viel Potenzial.
Die digitale Ära revolutioniert Unternehmen und Branchen weltweit, so auch die kommerzielle Immobilienbranche (CRE). Zunehmende technologische Fortschritte können die Art und Weise, wie wir Immobilien steuern und betreiben, nachhaltig verändern. Volldigitale Gebäude ermöglichen den Betreibern, mit dem Umstieg von einer reaktiven auf eine datenbasierte Gebäudesteuerung mehr Transparenz, eine bedarfsorientierte Nutzung – und bedeutende Effizienzgewinne bei Energieverbrauch, Wartung und Berichtswesen zu erzielen. Bei Kombination aller verfügbaren Technologien lassen sich Einsparungen von ca. 50 bis 60 % erzielen. Ein Beispiel dafür ist die Erneuerung des JLL-Büros in Broadgate, London.
Der Anstieg der Energiepreise verstärkte bei Immobiliennutzern deutlich das Bedürfnis, ihren Verbrauch besser zu verstehen. Ursprünglich lag der Fokus dabei auf finanziellen Optimierungen. Mittlerweile geht es aber auch um ein ganzheitliches Verständnis des Verbrauchs von Ressourcen wie Energie, Wasser, Müll und wie diese nachhaltig gesenkt werden können.
Digitaler, schneller und datenorientierter
Die Immobilienbranche hat den Wert der Digitalisierung des Gebäudebetriebs erkannt. Die ersten Schritte bestehen darin, die Informationen zentral zu sammeln, zu vereinheitlichen und auswertbar zu machen. Dabei müssen auch Daten aus Papierakten und Excel-Dateien standardisiert werden. So können im zweiten Schritt diese Werte dazu genutzt werden, um Geschäftsprozesse oder -entscheidungen zu beschleunigen sowie Dienstleistungen und sogar ganze Gebäude effizienter zu steuern.
Dies bietet ein ganzheitliches Bild, welches gerade für große Organisationen von entscheidender Bedeutung ist. So können diese Informationen zur Beschleunigung von Geschäftsprozessen genutzt werden, von Entscheidungsfindungen bis zur Steuerung von Dienstleistungen und ganzen Gebäuden. Effiziente Abläufe werden Voraussetzung, um wettbewerbsfähig zu bleiben und ein Unternehmen zukunftssicher aufzustellen.
Erste Ergebnisse schon nach wenigen Monaten sichtbar
„Taktische Maßnahmen zur Optimierung bestehender Gebäude können den Verbrauch bereits innerhalb von 6 bis 12 Monaten um mehr als 20 % reduzieren und bieten dabei die Basis für langfristige, nachhaltige Strategien für den Umgang mit Ressourcen sowie das entsprechende Berichtswesen“, so Mario Piechaczek, Smart Building Advisor bei JLL-Technologies. „Bei Vorhandensein eines Gebäude-Managementsystems (BMS) ist eine Anbindung und AI-unterstützte Steuerung sogar innerhalb weniger Wochen umsetzbar und kann einfach in Pilotprojekten erprobt werden. Wir betreuen mehrere dieser Initiativen für aktive Investoren in Europa.
Doch an diesem Punkt besteht bei vielen Unternehmen hierzulande nicht nur Handlungspotenzial, sondern dringender Handlungsbedarf: Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland bei der digitalen Transformation von Immobilien hinterher. Ironischerweise nutzen wir viele verfügbare Technologien oft nicht, um bewährte Strukturen nicht verändern zu müssen. Dieser konservative Ansatz lässt Potentiale ungenutzt, die JLL bereits in anderen europäischen Ländern ausschöpft. „Wir sollten und können nicht nur Neubau-Projekte, sondern auch bestehende Gebäude und Prozesse dahingehend optimieren“, betont Piechaczek.
Hier sind drei Beispiele, wie die Digitalisierung den Energieverbrauch erheblich reduzieren kann:
- Effiziente Motorentechnik bringt signifikante Ersparnisse für IT-Unternehmen:
In einem präzisen, chirurgischen Eingriff tauschte ein multinationales Informationstechnologieunternehmen die Motorentechnik in ihren „Single-Tenant“ Gebäuden aus, um das Ende der Lebenszeit der alten Motoren zu bewältigen. Diese Erneuerung wurde durchgeführt, während die Klimainfrastruktur im Gebäude beibehalten wurde, um einen minimalen Eingriff zu gewährleisten. Das Ergebnis war eine beeindruckende Reduzierung des Klimaanlagen-Verbrauchs um 43% bei gleicher Laufzeit, was bei den damaligen Strompreisen eine Ersparnis von 1.300 EUR pro Motor bedeutete. Der strategische Austausch wurde durchgeführt, ohne den Betrieb zu stören, und ermögicht in Deutschland, wo die Strompreise höher sind, sogar noch größere Einsparungen. Die Investition rechnet sich innerhalb von 18 Monaten, vereinzelt sogar innerhalb von 12.
- La Salle London nutzt algorithmische Fernoptimierung für signifikante Einsparungen und Nachhaltigkeit:
La Salle London hat durch die Optimierung der Gebäudesteuerung, unter Beibehaltung des bestehenden Gebäudeverwaltungssystems (BMS) und der physischen Infrastruktur, erhebliche Verbesserungen erzielt. Durch den Einsatz des Algorithmus wurden die Klimasteuerung für das gesamte Gebäude optimiert und der Energieverbrauch, die Luftqualität und die CO2-Emissionen verbessert, was zu einer jährlichen Einsparung von 81.500 GBP bzw. 94.500 EUR und einer Reduzierung von 29 Tonnen CO2 führte. Dieser Wertzuwachs wurde erzielt, ohne in die physische Infrastruktur des Gebäudes einzugreifen. Die größte Herausforderung bestand darin, ein bereits modernes Gebäude zu optimieren, ohne physische Eingriffe vornehmen zu müssen.
- Neudesign-Strategie für historisches Gebäude führt zu signifikantem Energieeinsparungspotential:
Im Rahmen eines Retrofit-Projektes erfolgte ein komplettes Neudesign eines historischen Gebäudes mit baulichen Restriktionen, gemäß der Londoner Immobilienstrategie von JLL. Das ambitionierte Ziel ist die Senkung des gesamten Energieverbrauchs des Gebäudes auf 35kwh/m²/Jahr, deutlich unter dem branchenüblichen Durchschnitt von 141kwh/m². Der Weg dorthin führt über eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten Gebäudeinfrastruktur, der Gebäudesteuerung und aller eingesetzten Geräte. Diese proaktive und umfassende Strategie ermöglicht nachhaltige und hochgradig energieeffiziente Lösungen.
Die Zukunft der Gebäude ist digital und die Integration von Technologie an kritischen Punkten führt zu erheblichen Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen.