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Frauen in der Immobilienwirtschaft: Wie Netzwerke Veränderungen anstoßen können

Noch ist die Immobilienbranche eine Männerdomäne, vor allem auf Führungsebene. Ein Schlüssel für mehr Frauen an der Spitze sind berufliche Netzwerke

08. März 2019

Zwar tut sich einiges, doch noch immer ist die Immobilienbranche eine Männerdomäne, was sich vor allem in den Führungspositionen zeigt. Schaut man sich etwa die europäischen Immobilienunternehmen an, waren dort 2017 nur 28 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich. Im Vergleich zu 2015 schon eine Steigerung, aber auch ein Wert, der zeigt: Es muss noch eine ganze Menge passieren, bis echte Gleichstellung herrscht. Ohne Frage eine Herausforderung, gerade wenn es um die Posten an der Spitze geht. So sieht etwa JLL EMEA CEO Guy Grainger durchaus Altlasten in der Immobilienbranche Großbritanniens, wo gerade an der Spitze traditionell männlich dominierte Netzwerke eine Rolle spielten. Eine Beobachtung, die sich sicher auf andere Standorte übertragen lässt.

Wie wichtig gerade Netzwerke sind, um den Wandel in der Berufswelt voranzutreiben, weiß Julia Schreiter, JLL Director Office Leasing in Nürnberg. Sie selbst engagiert sich im Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft. Die Zahl der Entscheidungsträgerinnen in der Branche zu steigern ist das erklärte Ziel dieser Initiative. Wir sprachen über ihr Engagement in diesem Verein und ihre Erfahrungen in der Immobilienwirtschaft.

Julia, wie bist du selbst in die Immobilienwirtschaft gekommen?

Vertrieb ist etwas, das mich schon immer begeistert hat und gerade in der Arbeit mit Menschen sehe ich meine Stärken. Das hat mich auf Umwegen in die Immobilienwirtschaft geführt – eine Entscheidung, die aus heutiger Sicht für mich absolut richtig war.

Balance ist in diesem Jahr bei JLL der Leitgedanke des Internationalen Frauentages. Wie kann sich ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern positiv auf die tägliche Arbeit auswirken?

Da fallen mir zum Beispiel Gesprächsrunden ein, etwa Kundentermine. Eine gemischte Zusammensetzung erweist sich oft als höchst positiver Einfluss auf die Qualität der Kommunikation. Diversität schafft eine Vielfalt individueller Bezugspunkte unter den Beteiligten – übrigens nicht nur nach Geschlechtern, sondern z.B. auch nach Alter und nach Persönlichkeiten.

Du bist aktiv im Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft. Warum ist diese Initiative wichtig und was sind dort deine Aufgaben?

Frauen in der Immobilienwirtschaft schafft als deutschlandweit aufgestellter Verein mit rund 1.000 Mitgliederdamen eine öffentlichkeitswirksame Interessenvertretung. Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Zahl der Entscheidungsträgerinnen in der Immobilienbranche zu steigern. Wir rücken die beruflichen Leistungen von Frauen in der Immobilien- und Baubranche in den Mittelpunkt und machen ihr Potenzial in ihren jeweiligen Berufsfeldern sichtbar. Dabei bieten wir engagierten berufstätigen Frauen die Plattform zum fachlichen und Erfahrungsaustausch, was natürlich auch die persönlichen Netzwerke erweitert.

Ich selbst bin in der 2015 gegründeten Regionalgruppe Franken aktiv, die mittlerweile auf über 50 Beteiligte angewachsen ist. Dort verantworte ich das Ressort Veranstaltungen. Wir setzen hier auf die unterschiedlichsten Formate wie Fachvorträge, Onsite-Inspections, Netzwerkmeetings mit Verbänden, Afterwork-Veranstaltungen oder Businessfrühstücke.

Was hat dich dazu bewegt, selbst in diesem Verein aktiv zu werden?

Letztlich hat mir das persönliche Engagement der Mitgliedsfrauen imponiert, die mich auf den Verein aufmerksam gemacht haben. Sehr angesprochen hat mich auch die Herausforderung, in der Regionalgruppe Franken vom Gründungstag an eine aktive Rolle zu übernehmen.