Artikel

Immobilien-Trends und was sie für Unternehmen bedeuten

Hybride Arbeitsformen und erstklassige Arbeitsumgebungen – im letzten Jahr haben sich die Erwartungen von Unternehmen und Mitarbeitenden an Immobilien und daran, was sie leisten können und müssen, geändert.

Nichts ist beständiger als der Wandel! – Weltweit operierende Unternehmen sind wie eh und je einer Vielzahl von divergierenden Einflüssen ausgesetzt. Aufgrund der sich aktuell überlappenden marktbedingten, geopolitischen und anderen strukturellen Veränderungen sowie fortschreitender technischer Innovationen befinden sich die meisten der internationalen Unternehmen in einer umfassenden Transformation. Dies hat Auswirkungen auf die sich verändernden Arbeitsweisen und damit verbunden die Anforderungen an Immobilien weltweit. Dies zeigen sowohl die jährlichen JLL Top 10 CRE-Trends als auch die Future of Work Survey sowie das Workforce Preference Barometer.

„Der Druck durch gravierende ökologische, wirtschaftliche und geopolitische Themen wird weiter zunehmen“, so Martina Williams, Head of JLL Work Dynamics DACH + CEE & EMEA Consulting Lead. „Unsere letzte Global Real Estate Perspective zeigt, dass die erhöhte Unsicherheit zweifellos die Stimmung in der ersten Jahreshälfte noch belastet. Verständlicherweise werden die Unternehmen bei Immobilienentscheidungen etwas vorsichtiger sein und Entscheidungsprozesse werden sich in die Länge ziehen“, erklärt sie weiter.

Längerfristige Ziele, wie das Net-Zero-Carbon-Ziel, können jedoch nicht beiseitegeschoben werden. Wie unser Dekarbonisierung in CREM-Report gezeigt hat, ist dies ein zunehmend wichtiges Thema in der gesamten Immobilienbranche und bei international tätigen Unternehmen. Die erforderlichen Investitionen müssen hierbei smart eingesetzt werden. Das Positive ist, dass sowohl Nutzer als auch Investoren die Qualität von Immobilien und die Dekarbonisierung des Immobilienbestands zu ihrem Hauptanliegen machen. Daher werden sich in den kommenden Monaten einige wichtige Trends verstärken.

Digitale Transformation

„Gleichzeitig führen die rasche Digitalisierung in nahezu allen Lebensbereichen und die steigende Nachfrage nach Online-Diensten zu einem erhöhten Bedarf an Rechenzentren. In einem schärferen Wettbewerb um Kunden, Lieferfähigkeit und Margen überprüfen Unternehmen ihre Prioritäten. Dies hat Auswirkung auf das globale Unternehmensportfolio im investiven und operativen Bereich. Diese kritische Portfoliobetrachtung und das Heben von bis dato ungenutzten Potenzialen sind für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum der Unternehmen erforderlich. Damit es nachhaltig und effektiv gelingt, ist es notwendig, die wesentlichen Kennzahlen zu erheben, auszuwerten und umsetzbare Maßnahmen abzuleiten und zu implementieren“, erklärt Williams

Während die Unternehmen den Gürtel enger schnallen, müssen sie kurzfristige Schwerpunkte wie Energieeinsparung, Portfolio-Optimierung und Kostenmanagement mit langfristigen Transformationszielen in Einklang bringen: von der Umstellung der Geschäftsmodelle auf agilere, dynamischere Abläufe und einer Kultur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, bis hin zur Nachhaltigkeit.

Jede getroffene Entscheidung wirkt sich grundsätzlich auf das Immobilienportfolio aus – eine sorgfältige Planung auf der Grundlage strategischer, datengestützter Entscheidungsfindung ist daher unerlässlich für den Geschäftserfolg.

In den vor uns liegenden Monaten, in denen die Wertschöpfung von Immobilien wie nie zuvor auf dem Prüfstand steht, wird die Einführung eines guten Benchmarkings und einer Datenverwaltung für Entscheider im Immoblienmanagement unabdingbar sein. Ebenso wie ein diszipliniertes Management der relevanten Daten und Kennzahlen mit konsequenten, zielgerichteten Umsetzungsstrategien.

Nachhaltigkeit bleibt das Thema Nummer eins

Eines ist jedenfalls klar – die Dringlichkeit, den Klimawandel zu stoppen, bleibt. Die Dekarbonisierung der Immobilien ist daher das vorrangige ESG-Ziel aller Beteiligten. Nachhaltige Gebäude stehen dabei auch ganz oben auf der Wunschliste der Immobiliennutzer. Angesichts des knappen Angebots im Markt sind 74 Prozent der Führungskräfte in der Immobilienbranche bereit, einen Aufpreis für ökologisch nachhaltige Flächen zu zahlen. Allerdings sind 65 Prozent des europäischen Bürobestands mehr als 20 Jahre alt, sodass mit einer Zunahme von Optimierungsprojekten im Immobilienbestand zu rechnen ist, die den Werterhalt der Immobilien sicherstellen.

Der Druck des Marktes, Verantwortung zu übernehmen, veranlasst Investoren, Nutzer und Vermieter dazu, Umweltzertifizierungen einzufordern. Dadurch steigt der Bedarf an Investitionen in Technologien, die das Gebäudemanagement optimieren und die Effizienz steigern – bei gleichzeitiger Reduzierung des Energieverbrauchs sowie der CO2-Emissionen des Fuhrparks. Dies gilt für alle Assetklassen auch für Logistikimmobilien, die einschließlich des Transports für 11 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.

Das wachsende Umweltbewusstsein der Verbraucher verändert auch die industriellen Produktionsanlagen. Hier in Deutschland beispielsweise beobachten wir, dass verschiedene Automobilunternehmen ihren Immobilienbestand trotz des steigenden Kostendrucks ändern wollen, während sie ihre Produktionsprozesse und Lieferkettennetzwerke anpassen. Um zumindest im Moment drei Arten von Nachfrage gleichzeitig zu bedienen: die nach herkömmlichen Motoren, Hybrid- und vollelektrischen Fahrzeugen.

Gleichzeitig führen die rasche Digitalisierung und die steigende Nachfrage nach Online-Diensten zu einem erhöhten Bedarf an Rechenzentren. Doch auch sie bewegen sich mit der Net-Zero-Carbon-Agenda auf einem schmalen Grat. Auch im Jahr 2023 wird die Datacenter-Branche weiterhin nach neuen Wegen suchen, um nachhaltiger zu werden. Angefangen bei der Wahl des Standorts – z. B. durch die Suche nach Industriebrachen oder umzunutzenden Gebäuden – bis hin zu ökologischen Baumaterialien und energieeffizientem Betriebsablauf. Ein gutes Beispiel einer gemeinschaftlichen Brancheninitiative ist der Climate Neutral Datacenter Act.

Diversity, Equity & Inclusion werden immer wichtiger  

Nebst den umwelttechnischen Fragen (E in ESG) stehen vermehrt auch soziale Bedürfnisse (S in ESG) im Vordergrund bei der Auswahl und der Optimierung von Immobilien. Führungskräfte internationaler Unternehmen denken häufiger darüber nach, wie das Arbeitsumfeld an sich Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion unterstützen kann. Das Thema rückt verstärkt in den Fokus, da Unternehmen versuchen, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch die Anwerbung und Bindung unterschiedlichster Mitarbeiter zu verbessern, um Innovationen voranzutreiben.

Angesichts dieses Veränderungswillens freue ich mich über JLLs neuen DEI-Standard (Diversity, Equity & Inclusion) für die Arbeitswelt. Er bietet Unternehmen einen Referenzrahmen, mit dem sie die Wechselwirkungen zwischen physischen, altersbedingten, geschlechtsspezifischen, neurodiversen, kulturellen und weiteren Aspekten bewerten können. Zudem enthält er Best-Practice-Beispiele und Maßnahmenpläne, um Vielfalt und Integration in einem globalen Immobilienportfolio systematisch zu stärken.

Mein Fazit: Die Herausforderungen werden nicht weniger – bieten aber viele Chancen! In den nächsten zwölf Monaten haben wir die Möglichkeit, bei einigen der wichtigsten Themen, mit denen international operierende Unternehmen heute konfrontiert sind, wirklich etwas nachhaltig zu bewirken.